Partner

Dr. med. Thorsten Spielmann

Wenngleich DSMS der Evaluation der Massnahmenprozesse dient, steht das System an der Schnittstelle zur Psychotherapie und Psychiatrie. Für eine umfassende Begleitung und Behandlung der Klientel besteht eine enge Zusammenarbeit mit Dr. med. Thorsten Spielmann (Psychiater). 

Praxisadresse:

Dr. med. Thorsten Spielmann
Badenerstrasse 595
8048 Zürich

 

Dr. med. Th. Spielmann zu DSMS:

 

„Seit beinahe 10 Jahren führe ich Therapien im Rahmen stationärer Massnahmen im offenen Setting durch, das meist die letzte Progressionsstufe vor der Entlassung aus dem institutionellen Behandlungsrahmen ist. In diesem Rahmen gab es schon immer gewisse Probleme bei anstehenden Lockerungen.

Einerseits war es schwierig, die Therapieinhalte auf den Alltag ausserhalb unserer Vollzugseinrichtung zu übertragen. Andererseits musste man sich bei Lockerungsschritten an quantifizierbaren Therapieerfolgen orientieren. 

Im Massnahmenvollzug waren gewisse Lockerungsschritte schon immer mit grossen Unsicherheiten verbunden. V.a. erste unbegleitete Ausgänge und die Verlängerungen unbegleiteter Zeitfenster waren bisher oft eine Black Box.

In den letzten zehn Jahren versuchte man diese unbeaufsichtigten Ausgänge zumindest mit einem schriftlichen Urlaubsprotokoll vor und nachzubearbeiten. Dennoch blieb die Zeit, in der der Eingewiesene ohne Aufsicht ausserhalb der Institution war, weitgehend unzugänglich. Man wusste nicht was er tatsächlich machte und konnte therapeutisch nicht intervenieren. Die Urlaubsprotokolle waren zudem meist wenig aussagekräftig und verbesserten sich auch über Jahre im Vollzug.

Als Therapeut wünschte ich mir eine Technik, mit der diese Zeitfenster transparenter und direkt beeinflussbar sein sollten. Dabei wollte ich dem Klienten über die Schulter schauen und nachvollziehen können, wie er im Alltag funktionierte, wie er auf Trigger und Risikosituationen ansprach und ob er diese überhaupt erkennen konnte.

Dafür wäre es nötig gewesen, dass unsere Klienten bei ihren Ausgängen irgendwie in Echtzeit Rückmeldung über die relevanten Parameter hätten geben können.

Schon vor Jahren kam uns dabei die Idee, Smartphones mit einer App zu bestücken. Die Umsetzung dieser Idee kam allerdings lange wegen technischer Hindernisse nicht vom Fleck. Geplant war damals auch, dass man diese App nutzen könnte um Therapieinhalte aus dem Behandlungszimmer in den Alltag ausserhalb der Vollzugseinrichtung zu übertragen.

Wir wünschten uns ein Tool, mit dem wir die deliktrelevanten Problembereiche unserer Klienten im Alltag testen konnten. Dabei musste dieses Tool in der Lage sein, die individuellen Problembereiche auf den Einzelfall anzupassen und den jeweiligen Entwicklungsstand und die Ressourcen der Klienten berücksichtigen können. Mit diesem Tool sollte die Therapie nicht auf das Zweiergespräch beschränkt bleiben, sondern inhaltlich direkt auf den Alltag übertragen werden können.

Als Nebeneffekt erhofften wir uns, dass es den Eingewiesenen damit möglich sein sollte, ihren Therapieerfolg dokumentieren und gegenüber der Vollzugsbehörde ausweisen zu können. Oft fühlten sich die Klienten nämlich in den Therapieberichten nicht richtig abgebildet und sie schätzten ihre Fortschritte oft grösser ein als der Therapeut oder die Vollzugsbehörde. Ein Abgleich mit den Klienten im Gespräch war dann – ohne konkrete Daten – kaum möglich.

Wir wünschten uns ein Tool, mit dem sich der Behandlungserfolg quantifizieren liess und das man als Grundlage für die Diskussion über unterschiedliche Einschätzungen heranziehen konnte.

Nach mehrjähriger Entwicklungszeit ist es uns mit DSMS gelungen, gewisse Schwierigkeiten im offenen Massnahmenvollzug besser in den Griff bekommen. Ausgehend von einem individuellen Fallverständnis können wir nun Problembereiche erarbeiten und die Therapieziele auf das Smartphone der Eingewiesenen übertragen. Der Klient erhält damit ein interaktives Therapie-Tool, das ihn auch ausserhalb der Vollzugseinrichtung begleitet.

Damit wird die Therapie aktiv in den Alltag ausserhalb unserer Vollzugseinrichtung übertragen. Im Rahmen von wichtigen Lockerungsschritten haben wir zudem so einen direkten Kontakt zu unseren Klienten und die Möglichkeit bei Risikosituationen in Echtzeit zu intervenieren. Die Möglichkeiten gehen damit weit über ebenfalls verfügbare Electronic Monitoring hinaus.

Lockerungen sind deutlich transparenter geworden und wir wissen heute besser, wie gut die Klienten Risikosituationen und Trigger erkennen und welche Strategien sie anwenden.

Unsere Klienten schätzen es sehr, dass sie nun aktiv zeigen können, dass sie Therapieerfolge umsetzen können und auch wollen. Das Handy ist im stationären Massnahmenvollzug bei uns zu einem wichtigen Arbeitspartner geworden. Dies hat nicht dazu geführt, dass die Therapie unpersönlicher und anonymer geworden wäre. Die Beziehung zwischen Klient und Therapeut ist damit interaktiver und lebendiger geworden.“